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Die Causa "Stefan Nikola"
- Eine*r von vielen und doch individuell

Eventuell Kölns erste, sich pro-aktiv bekennende Person transclasse?!

Es hat über 15 Jahre gebraucht bis ich so offen zu meinem Werdegang stehen kann. In der Klassenliteratur wird oft von der sozialen Scham gesprochen. Diese hat bei mir eben dazu beigetragen, dass ich lange nicht zu mir gestanden habe. Nun sehe ich mich nachfolgend bei der partiellen Selbstentblössung nicht als um Aufmerksamkeit ringendes Subjekt, sondern in der Tradition von Édouard Louis und Hervé Guibert als Politikum.​

Meine 3 Top-Werte

Freiheit, Entwicklung & Neugier

Vita in 5 Punkten

  • Im Mai 1990 als Stjepan Cvetnić in sozial-beherrschter Lage (zwischen Prekariat und untere Mittelklasse) in Zagreb geboren, Vater stammt aus dem Umland von Zagreb und die Familie mütterlicherseits aus der Banovina und Dalmatien.

  • ​Mit zwei Jahren Familienzusammenführung mit dem bereits als medizinische Fachkraft nach Oberhausen ausgewanderten Vater (1992). So dem kroatischen Bürgerkrieg während erste Granaten auf Velika Gorica fielen und die Front näherrückte, entkommen. Als Kleinkind wurde ich mal upstairs vergessen, während die anderen in den Keller flüchteten. Ob ich diesem Umstand mein zwischendurch angeschlagenes Nervenkostüm zu verdanken habe?

  • Grundschule, Gymnasium, Höhere Handelsschule in Oberhausen, anschließend während der Bankenkrise eine Ausbildung zum Bankkaufmann  ​(gemäß dem Klassenlehrer Der König der Kaufleute), anschließend keine Übernahme, sondern zweijähriges Ausprobieren und Orientieren mit einem Aufenthalt in Velika Gorica (der o.g. Vorstadt von Zagreb und Hauptstadt des Turopolje), der Aufnahme eines ersten Studiums und währenddessen diversen Tätigkeiten in der Gastro, in einem herzlich-chaotischen Taxiunternehmen und einer Tätigkeit im CustomerService eines damaligen Start-Ups, Rückkehr ins Bankwesen, Tätigkeit in einem privaten Bankhaus und das erste Mal bewusst Förderung im Berufsleben erlebt.

  • In den Jahren 2013 - 2016 folgte das Studium Arbeitsmarktmanagement an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA). Spätestens seit 2014 wurde durch Aladin El-Mafaalani mein Interesse für Bildungsaufstiege und für die Soziologie zur sozialen Ungleichheit geweckt (auch wenn ich mich heute vom Aufstiegsbegriff vermehrt distanziere, da dieser offenkundig eine soziale Hierarchie impliziert).

  • Seit 2016 in mehreren Stationen bei der Agentur für Arbeit, als Integrationsfachkraft für U25-Jährige im Jobcenter Köln, als Laufbahnberater in einem Sonderteam (INGA) und als Berater im gemeinsamen ArbeitgeberService. Parallel habe ich einen Master an der Uni Münster von 2017 bis 2021 absolviert (Studiengang: Beratung in Weiterbildung, Bildung & Beruf). Danach folgte eine Fortbildung zum systemischen Coach und Change Manager am INeKO Köln, die ich in diesem Jahr noch abschließe.

 

5 Forschungsfelder & -interessen

  1. Soziologie zur sozialen Ungleichheit (u.a. Klassentheorien, Klassismus & soziale Reproduktion) sowie transformatorische Bildungsprozesse aus den Erziehungswissenschaften (Selbst-Welt-Verhältnisse)

  2. Migration und Integration (meine Masterarbeit behandelt z.B. die 3B-Beratung von Personen mit Migrationshintergrund am Bildungsstandort Köln; Assimiliation vs. Diversity en New Yorker Meltin Pot)

  3. Sozialphilosophie (u.a. Macht- und Herrschaftsverhältnisse bei Hannah Arendt, Friedrich Nietzsche und Michel Foucault)

  4. Politische Bildung (Sozialstaat, Folgen sozialer Hilfen, Demokratisierungsprozesse)

  5. Im Zuge meiner Entwicklung habe ich mich u.a. mit Neurodivergenz (Hochbegabung, Hochsensibilität und ADHS), Suchtthemen, kPTBS & dem medizinisch-industriellen Komplex (MIK) auseinandergesetzt und mich dann am Ende fast vollständig im Diskriminierungsfeld "Klassismus" wiedergefunden und in diesem, viele Antworten auf die vorher aufgeführten Aspekte erhalten. Dadurch haben sich ganz viele andere Symptome sehr entspannt und die Energie insgesamt kanalisiert.

3 für mich elementare wie integrale Schlüsselkonzepte

#legitime Kultur; #habitus transformation & #transclasse

Eine große Befürchtung

Talente und Fähigkeiten nicht entwickeln zu können, nur weil man in der falschen Kaste gelandet ist und womöglich dadurch ein finanzielles wie soziales Fallnetz fehlt. Dies konnte ich für mich bereits in Teilen aushebeln. Dennoch bleibt die Befürchtung vakant.

Eine große Utopie

In einer sozial gerechten Welt leben, in der alle über so viel legitime Kultur und Grundbildung verfügen, dass sie ihren Lebensweg eigenmächtig im Einklang ihrer Physis und Psyche, gestalten dürfen und dadurch möglichst glücklich sind.

Kurioses

- Besitzt eine private "Bib" (Bestand etwa 900 Bücher) an drei Standorten,

- Hat 2022 den Namen geändert und für Stjepan Cvetnić eigens ein Archiv in Duisburg-Meiderich angelegt,

- Outet sich spätestens mit dieser Rubrik als leicht megaloman, was wiederum eine neue Diskussion in seiner inneren Debatte nach sich zieht, ob es das exzessive CIV 4 (ein beliebtes Strategiegame) spielen in seiner Jugend und/oder das slawisch sein mit sich bringt (falls es überhaupt so etwas wie das Slawische gibt, das ist für ihn noch nicht abschließend geklärt), da er seiner kroatischen Seite eben solche sowie kontaktfreudige Züge zuschreibt.

Ein großer Dank geht an: meine Tante, meine Cousine, an Tobias, Christoph, Lena, JR & alle inspirierenden Stimmen im Klassismus-Diskurs...​​​​ Ohne diese Menschen und Stimmen wäre mein Text hier nicht möglich gewesen. Auch möchte ich meinem langjährigen Hausarzt & meinem Arzt für Psychosomatik danken, aber auch allen anderen verständnisvollen Personen, die mir das Leben ein Stück weit leichter machen und davon absehen, mir weitere Steine in den Weg zu legen. Dafür danke!​

PS: Ich habe im Zuge meiner Klassenreise vom marginalisierten Balkan-Macho bis zum aufstiegsorientierten Kleinbürger, ehe ich als transclasse ausgestiegen bin, selbstredend Verluste einstecken und große Widerstände hinter mich bringen müssen.

Heute sehe ich sie vor allem auch als Auswirkungen der Klassengewalt, der ich ebenso wie die meisten um mich herum, unterworfen war. Genau das gibt mir auch die Motivation, eben anderen so weit es möglich ist, diese so herausfordernde Klassenfahrt zu erleichtern.

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